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Saison-Tipp Frühling: Schmackhaftes aus dem Ziergarten

Dekorativ warten sie in Gartenbeeten und Blumenkästen darauf, von uns «vernascht» zu werden. Nein, hier geht es nicht um Obst und Beeren, sondern um essbare Zierpflanzen.

Bekannt für ihre Essbarkeit sind Ringelblume, Kamille oder Echinacea, die auch medizinisch verwendet werden. Ganze Blüten oder einzelne Blütenblätter geben auch eine hübsche und schmackhafte Deko für spezielle Gerichte ab. Ebenfalls werden dafür häufig Kapuzinerkresse, Stiefmütterchen, Veilchen, Kornblumen und Rosen verwendet. Aus dem Ziergarten kann aber auch noch einiges auf den Teller, was du vermutlich eher nicht auf der Menükarte erwartet hättest.

Ebenfalls essbare Blüten haben Phlox, Indianernessel, Glockenblume, Storchschnabel, Katzenminze und Tagetes – ja sogar Gehölze, wie Magnolie, Hibiskus, Judasbaum oder Klettertrompete.

Zudem gibt es da aber auch noch Zierpflanzen, die du sozusagen mit Stumpf und Stiel verschlingen kannst. Eine davon ist die Hosta.

Du kennst die Hosta vielleicht auch als Funkie oder Herzblattlilie. Sie ist eine der beliebtesten Blattschmuckstauden für schattige Bereiche, denn ihre unzähligen Sorten bieten eine enorme Vielfalt an Farben und Zeichnungen der meist herzförmigen Blätter. Einfarbig oder kontrastfarbig gerandet können diese diverse Grün-, Gelb- und Weiss-Töne aufweisen. Ungefähr im Juli/August bilden sich hübsche weisse oder blass violettfarbene Glockenblüten, aus denen sich interessante Samenstände entwickeln.

Die Hosta als Delikatesse

Die Hosta gehört zur Familie der Spargelgewächse und ist in Asien auch als Frühlings-Gemüse bekannt. Je nach Land und Region landen junge Triebe und Blätter sowie Knospen und Blüten – roh, gedünstet, gekocht oder frittiert – in den verschiedensten Gerichten.

Der Geschmack soll je nach Sorte variieren. Bei einigen sollen Sprossen und Blätter ähnlich schmecken wie eine Mischung aus Spargeln und Frühlingszwiebeln. Die Sorten, welche ich bereits probiert habe, erinnern mich persönlich eher an milden Lauch.

Bei Blüten sei der Geschmack mild und leicht süsslich. Hier gilt: je stärker sie duften, umso besser schmecken sie. «Hosta plantaginea» mit grossen duftenden Blüten soll die Sorte mit den schmackhaftesten Blüten sein.

Vor allem in Japan hat die kulinarische Verwendung der Hosta eine lange Tradition. Obwohl die Pflanze auf japanisch «Giboushi» heisst, wird die Hosta als Gemüse aber «Urui» genannt. Sie gehört zu den sogenannten «Sansai» (Wildgemüse / Berggemüse), wozu unter anderem auch die Sprosse von Straussenfarn, Bambus und Aralien zählen.

Aufgrund der immer grösseren Nachfrage wird «Urui» heute aber auch gewerblich kultiviert und in Supermärkten verkauft (wie bei uns Spargeln). Scheinbar wird vor allem die «Hosta montana» etwas seltener auch die «Hosta sieboldiana» angebaut. Ein eher neuer Trend ist «Yuki urui» (weisse Urui), die vor Licht geschützt kultiviert werden und daher zarter und milder sein sollen.

Ernte und Verwendung der Hosta

Für einige Hosta-Liebhaber ist es vielleicht unvorstellbar, ihre Prachtexemplare zu verspeisen. Und ja, man muss auch nicht alles essen. Wenn du trotzdem einmal von der Hosta kosten willst, kannst du junge Triebe, frische Blätter sowie Blütenknospen und Blüten roh, gedünstet oder gebraten geniessen. Zwiebeln, Knoblauch oder auch gebratener Speck sollen hervorragend zu Sprossen und jungen Blättern passen. Die Hosta, insbesondere ihre Knospen und Blüten, im Teigmantel zu frittieren ist in Japan sehr beliebt und übrigens eine lange Tradition. Diese Zubereitungsart nennt sich «Tempura».

Wenn die Hosta im Frühling ihre spitzen Triebe aus der Erde schiebt, beginnt die Erntezeit. Falls du noch Hemmungen hast, deiner Hosta mit dem Messer zu Leibe zu rücken, kann ich dich beruhigen. Häufig wachsen ihre Triebe schon nach wenigen Jahren so dicht beisammen, dass sie kaum noch Platz haben, sich zu entfalten. Den einen oder anderen Spross wegzuschneiden, verschafft den restlichen mehr Luft zum Wachsen.

Sprossen und junge Triebe

Ernte:
Wenn die Sprossen ca. 5 – 10 cm lang und möglichst noch ganz eingerollt sind, schneidest du sie mit einem scharfen Messer dicht über dem Boden ab. Dann sollen sie besonders zart und geschmackvoll sein. Vergiss nicht, sie zu waschen, denn diese Dinger bohren sich ja durch die Erde und das hinterlässt häufig Spuren…

Verwendung:
In Saucen oder Suppen, blanchiert, gedünstet, karamellisiert, gebraten oder gegrillt (mit etwas Öl, Zwiebel oder Knoblauch, auch gebratener Speck soll hervorragend passen).

Junge Blätter

Ernte:
Frisch nachwachsende Blätter laufend nach Bedarf. Nur wenige Blätter auf einmal von der gleichen Pflanze entfernen.

Verwendung:
Junge Blätter sind am zartesten und eignen sich besonders für Salate oder zum Frittieren. Ältere Blätter sind etwas zäher, können aber gekocht (wie Spinat) oder zum Einrollen von Speisen (wie Mangold) trotzdem verwendet werden.

Blüten-Knospen

Ernte:
Die noch kompakten Knospen vor der Blüte (ca. ab Juli) mit einem scharfen Messer entfernen.

Verwendung:
Im Salat, als Deko, frittiert oder eingelegt.

Blüten

Ernte:
Frisch geöffnete Blüten abpflücken (bester Geschmack)

Verwendung:
Frisch im Salat, als Deko auf salzigen oder süssen Speisen. Eingelegt, im Teigmantel frittiert oder verzuckert (mit Eiweiss und Puderzucker kurz gebacken).

Zum Verzuckern sollen sich helle und duftende Blüten besonders eignen, zum Frittieren und Dünsten dunkelviolette. Diese sollen sich bei der Verarbeitung wunderbar blau färben.

Rezept-Inspirationen für Hosta

Da Hosta als Gemüse bei uns eher unbekannt ist, sind nicht so viele Rezepte auffindbar. Auf foragerchef.com findest du aber einige interessante Ideen des amerikanischen Kochs Alan Bergo.

Delikatesse für Menschen, giftig für Haustiere

Bei der Hosta verhält es sich ähnlich wie mit Schokolade – eine Delikatesse für Menschen, aber schädlich für Hunde (wie auch Katzen, Pferde und Fische). Glücklicherweise scheinen Haustiere aber auch kein Interesse an der Pflanze zu zeigen. Sie haben es scheinbar im Gespür, dass die in der Hosta enthaltenen Saponine für sie giftig sind. Ganz anders ist dies leider bei Schnecken, Hasen, Rehen und Hirschen – die kosten bei Gelegenheit immer mal wieder von der Hosta und vertragen sie genauso gut wie wir Menschen.

Julian Baldrin

Hallo ich bin Julian, ein anspruchsvoller Gartenbewohner und Gartengeniesser und stamme aus einer langen Linie von Gartenexperten. Das macht mich zur perfekten Ergänzung des Egli Grün-Teams, wo ich seit 2012 erfolgreich als Leiter PR und Marketing tätig bin. Gerne lüfte ich bei einem entspannten Rundgang durch den Schaugarten den Mief aus meinem Beanie und erlebe den Garten mit allen Sinnen. Ich liebe, wohl genetisch bedingt, die Gartensaison und habe den Finger auch in punkto Gartenmöbel und Zubehör stets am Puls der Zeit.